Es
wird davon ausgegangen, dass für einen Nachbau Übung im Umgang mit
elektrischen Geräten vorhanden ist.
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Ein traditionelles
Autobatterieladegerät
besteht aus einem genau ausgelegten Trafo mit einer kräftigen
Sekundärwicklung, einer Temperatursicherung, einem
Brücken-Leistungsgleichrichter, einem sicher optionalen Strommessgerät
und einer Sicherung. |
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Ein Netzteil
aus einem abgelegten PC ist
keine schlechte Stromquelle. |
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Ein
Laptop-Netzteil kann auch, zumindest für einen
Styroporschneider, erhebliche Stromstärken liefern. In diesem Fall sind
es 4,74 A bei 19 V. |
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Hier ein
Vorschlag, wie man sich aus dem
Niedervoltstecker des Laptop-Netzteils Strom besorgen kann. Hinweis: Bei allen mir vorliegendenden
Laptop-Netzteilen liegt am gezeigten Stecker außen Minus und die
Schutzerde des Stromanschlusses ist auf diesen Kontakt durchgeschleift. |
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Der
Gleitkontakt auf der Saite kann aus einem
mäanderförmig gebogenen Draht (1) bestehen. |
Die
Heizleistung
des Drahts wird immer auf die Länge bezogen: 60 W/m wird im allgemeinen als
ausreichend betrachtet. Eine höhere Einstellung führt zu
sehr flüssigem Schneiden mit dem Risiko, beim Hakeln oder gar
Anhalten der Schneidebewegung ein Loch ins Styropor rund um den
Schneidedraht zu brennen. Es ist unsinnig mit glühendem
Draht zu arbeiten: Dies führt nur zu den unerwünschten
Dämpfen und könnte die Festigkeit des Drahts auf die Dauer
ungünstig beeinflussen. Man ist also gut beraten, für
unterschiedliche Anforderungen einen Styroporschneider mit
einstellbarer Leistung zu bauen.
Früher erschien eine h-Stahl-Saite für eine (elektrische)
Gitarre ein sehr leicht und preiswert erhaltbarer Schneidedraht zu
sein. Leider ist die Zahl der Musikalienläden stark zurückgegangen, so
dass es mit dem leicht beschaffbar nicht mehr stimmt. Ersatz kann ein 1
m Federstahldraht ø 0,3 mm im
Modellbaugeschäft sein, nur werden auch die Modellbaugeschäfte immer
rarer. Wird auf dieser Seite von der h-Saite gesprochen, so gilt das
auch für diesen Federstahldraht.
Ein namhafter Versender bietet einen ø 0,5 mm Widerstandsdraht 5.65 Ω/m 10 m an. Dieser ist wohl auch gut geeignet. Bei Widerstandsdraht gibt es zwei Sorten: Es gibt den Handelsnamen Konstantan, der hergestellt wird, umd einen über einen weiten Temperaturbereich sehr konstanten Widerstand zu halten und zur Herstellung von Drahtwiderständen für elektronische Schaltungen zu dienen. Dessen spezifischer Widerstand ist aber relativ gering, was zu dünnen oder sehr langen Drähten führt. Für eine Styroporschneider eigentlich nicht gut geeignet. Für technische Geräte, in den Wärme produziert wird (Bügeleisen, Herdplatte, Heißluftgerät, Fön, ...) werden Heizleiter eingesetzt, die einen weitaus höheren spezifischen Widerstand haben und deshalb als dickere und/oder kürzere Drähte führen. Der Widerstandswert ist nicht temperaturkonstant, was aber eher ein Vorteil ist
Hier sieht man
den Widerstand einer h-Saite in
Abhängigkeit von der aufgeprägten elektrischen Leistung. Beide Angaben
sind längenbezogen. Man sieht gut, dass der Widerstand mit steigender
Leistung zunimmt und ein Vielfaches des Kaltwiderstands von 3 Ohm/m
erreicht. |
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Hier sind
jetzt für den unteren Leistungsbereich
die Verläufe des temperaturabhängigen Widerstands über der Leistung
aufgetragen. e-Saite:
r = 0,28 p + 4,39 Ohm/m
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Nach so viel
Vorbereitung nun einen Blick auf die Stromversorgung. Nach P = U*I =
(R*I)*I = I²*R und dem Beziehen auf die Länge mit P/l = p =
I²*r und dessen Umkehrung
sieht man, dass für eine gewünschte Leistung p in W/m und
einem gegebenen Draht mit dem spez. Widerstand r in Ohm/m ein ganz
bestimmter Strom fließen muss. Diesen kann man also als erstes
bestimmen, in obigen Diagramm beginnt man also bei z. B. 40 W/m und
sieht dann den bei dieser Leistung vorhandenen Widerstand pro Draht-
bzw. Saitentyp. Und damit lässt sich der notwendige Strom
berechnen. Liegt dieser fest, dann kann man über eine gewählte
Drahtlänge L den Widerstand als R = r*l und damit als U = R*I
die erforderliche Spannung errechnen.
Der spez. Widerstand
eines Konstantandrahts mit 0,3 mm Durchmesser liegt bei 7,1 Ohm/m.
Und wie gerade hergeleitet, kann man den erforderlichen Strom für
eine gewünschte spezische Leistung ausrechnen:
Tabelle 1: |
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spez. Leistung: |
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40 W/m |
60 W/m |
80 W/m |
Schnittverhalten: |
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etwas zäh |
flüssig |
sehr flüssig |
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erforderlicher Strom, gerechnet: |
bei 5,6 Ohm/m (Der oben genannte Widerstandsdraht) |
2,7 A |
3,3 A |
3,8 A |
erforderliche Spannung |
für 1 m Drahtlänge |
14,8 V |
18,8 V |
21,1 V |
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für 1/2 m Drahtlänge |
7,4 V |
9,4 V |
10,6 V |
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für 1/4 m Drahtlänge |
3,7 V |
4,7 V |
5,3 V |
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gemessener Strom bei h-Saite und 12 V |
der Widerstand
hängt stark von der Temperatur ab; |
2,3 A |
2,5 A |
2,6 A |
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beheizte Länge Draht/Saite |
0,7 m |
0,5 m |
0,4 m |
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Daraus ergibt
sich als Widerstand R in Ohm/m |
7,5 |
9,6 |
11,6 |
Hier
sieht man das Problem: Der Strombedarf eines Widerstandsdrahts steigt
bei Leistungserhöhung linear an, während bei "normalem"
Stahl der Stromzuwachs wesentlich niedriger ist. Aber man sieht auch,
dass mit dem umgewidmeten PC-Netzteil am 5 V Ausgang sich ca. 25 cm -
30 cm des Widerstandsdrahts gut beheizen lassen, der 12 V Ausgang ist
gut für 60 cm - 65 cm. Das Laptop-Netzteil wäre passend für 1 m Draht.
Die
konstruktive Aufgabe ist: Finde
einen
passenden Draht und ein passendes Netzteil
für den gewünschten Styroporschneider.
Ist
der Durchmesser zu gering, so droht Durchbrennen und Durchreißen.
Ist er zu dick, so ist der Widerstand zu gering, um einen passenden
Leistungsabfall zu erreichen, denn dickere Drähte leiten Strom
einfach besser, das Material ist dabei gleichgültig.
Will man einen Schneider mit einer kurzen
Drahtlänge bauen, dann kommt der höhere Widerstand bei
Betriebstemperatur schon sehr zu passe, weil in den meisten Fällen
nicht die erforderliche Spannung das Problem ist, sondern der hohe
Strombedarf. Wer "knapp" mit Strom ist kann es mit der
hohen e-Saite versuchen, die einen höheren Widerstand
besitzt.
Was man auf alle Fälle
sieht: Stromversorgungen mit nur 2 A sind unterdimensioniert.
Und wo ist der Pferdefuß des einfachen Stahldrahts? Es gibt in der Tat einen: Beim Schneiden wird der Bereich des Drahts, der mit dem Styropor in Berührung kommt, leicht abgekühlt und damit sinkt der Widerstand in diesem Bereich. Gemäß I² * R geht dann auch noch die elektrische Leistung zurück, obwohl wegen des sinkenden Gesamt-Widerstands der Strom zunimmt. Die nicht abgekühlten Zonen lassen den kalten Bereich leistungsmäßig "verhungern". Das tritt aber nur bei sehr aggressivem Schieben des Styropors ein.
Anstatt mit unterschiedlichen Spannungen zu arbeiten kann man die Heizleistung durch Variieren der Drahtlänge einstellen. Dieses wird der häufigste Fall sein. Wie man an meinem "Flitzebogen" sieht, kürze ich die nutzbare Saitenlänge einfach ein, wenn die Versorgungsspannung nicht ausreicht. s. Schaltplan (1)
Und wenn man nur einen kurzen Draht verwenden will: An Stelle eines sehr teuren Potenziometers mit hoher Wattzahl kann man einfach auf einem Brettchen oder einer Leiste ein Stück Saite spannen und benutzt dieses mit der Büroklammerntechnik als variablen Vorwiderstand. s. Schaltplan (2)). Dieser Vorwiderstand wird natürlich genauso heiß wie der Schneidedraht, er darf deshalb nicht auf der Stützkonstruktion aufliegen, sondern muss schweben mit Luftzufuhr von allen Seiten. 1 cm Abstand zur Leiste sollte aber reichen. Variante 3 ist dann die Superausführung: Der kurze Schneidedraht wird mit einem festem Vorwiderstand gegen Durchbrennen gesichert, falls man den variablen Vorwiderstand bis auf 0 zurücknimmt. Das ist das Risiko der Variante 2.
Am
langlebigsten ist es vielleicht, an Stelle der
stufenlosen Einstellung über den variablen Vorwiderstand eine gestufte
Einstellung zu realisieren. Dieses lässt sich nach dem nebenstehenden
Schaltbild relativ leicht
erreichen. Dem Schneidedraht ist eine Drahtstrecke aus dem selben
Material vorgeschaltet. Dessen Gesamtlänge + die Länge des
Schneidedrahts entsprechen dem notwendigen Widerstand für 40 W/m. Wird
der obere Schalter geschlossen, dann wirken nur noch R1a + R1 +
Schneidedraht für 60 W/m. Und R1 + Schneidedraht lassen 80 W/m zu. Für
R1 kann man ggf. den Draht doppelt nehmen, um auf die halbe Leistung zu
kommen, denn 80 W/m werden schon ziemlich warm. Da bei 40 W/m der
Widerstand auch noch sinkt, muss mehr als das Doppelte der
erforderlichen Drahtlänge von 80 W/m gespannt werden. |
Man sieht also:
Mit "minimal Engineering" wird man relativ weit kommen,
ohne dass in ein Gelegenheitsprojekt mehr Zeit und Geld investiert
werden muss als in das Hauptprojekt.
Kommentare und kritische Anmerkungen zu veröffentlichten Bauanleitungen.
Version: 1.18 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 09.03.2023 |