Retten von Fotoalben nach Wasserschaden


Bei Überschwemmungen können Fotoalben beschädigt werden. Wegwerfen? Nicht so schnell, man kann eine Rettung der Bilder versuchen. Meistens hat man dazu überhaupt keine Zeit oder Gelegenheit, aber vielleicht gibt es Freunde, die sich darum kümmern können. Je eher, um so besser.

Album außen mit Leitungswasser abspülen, Schmutz entfernen. Nicht trocknen lassen, feucht halten, Konservatoren empfehlen Aufbewahrung in geschlossenen Plastiksäcken oder gar einfrieren. Die Hauptgefahr bei längerer Lagerung im Feuchten: Schimmelbildung. Bilder in einem Rahmen aus dem Rahmen entfernen und gleich mit dem Spülen beginnen.

Das feuchte Album als Buch wird sich nicht retten lassen, aber man kann versuchen, so man Zeit hat, die eingesteckten oder eingeklebten Bilder zu retten. Das wird aber für Bilder aus den letzten Jahren, die mit einem Drucker hergestellt wurden, kaum gelingen, weil die Tinte meist wasserlöslich ist.

Kann man das Album noch durchblättern, ohne auf verklebte Seiten zu stoßen, hat man Glück gehabt. Verklebungen nicht aufreißen!

Einweichen

Stößt man auf verklebte Seiten, dann hilft Wasser, Wasser, Wasser! Ich würde das Buch nun mit einem Teppichmesser zerlegen: Am Rücken die Buchdeckel abschneiden, den Buchrücken entfernen. Den übrig gebliebenen Buchblock nun in eine Schale oder Schüssel geben, in der kaltes Leitungswasser eingefüllt ist (kein warmes Wasser benutzen!) versetzt mit einem Spritzer normalen Handspülmittel. Der Block muss mit Wasser abgedeckt sein, notfalls beschweren, z. B. einem Stein in einem Plastikbeutel, um Schmutz abzuhalten. Mehrere Stunden oder gar über Nacht einweichen lassen. Dabei Prüfen, ob der Block immer unter Wasser steht, notfalls Wasser nachfüllen.

Nach dieser Einweichprozedur prüfen, ob man nun vorsichtig die verklebten Seiten trennen kann. Klebt noch etwas auf der Oberfläche der Vergrößerungen (andere Bilder oder die Zwischenlage aus Pergamin), Wasser zugeben. Man sollte einen Zustand erreichen können, in dem sich die Bilder sanft von dem verklebten Teil abziehen lassen.

Wie waren die Bilder im Album befestigt? In Fotoecken? Dann sollte man sie leicht herausnehmen können. Mit wasserlöslichem Klebstoff? Dieser sollte sich gelöst haben. Mit doppelseitigen Klebepads? Auch das sollte kein Problem sein. Mit Klebstoff, wie z. B. UHU-Alleskleber? Dann kann man versuchen, das festgeklebte Bild an der Seite vorsichtig anzuheben, z. B. mit einem Messer und in den Schlitz mit einem Wattestäbchen Aceton einbringen. Das könnte, nach einer Weile, den Klebstoff auflösen.

Ziel ist es, die Bilder aus dem Album zu lösen, ohne die Bildoberfläche zu beschädigen. Sie besteht aus einer speziellen Gelatine, die in ihren Eigenschaften nichts mit Kochgelatine gemein hat. Sie löst sich bei Zimmertemperatur in Wasser nicht auf, aber bei höheren Temperaturen (über 25 °C) wird sie weich, kann sich von der Unterlage ablösen und ist sehr empfindlich für Kratzer.

Spülen (= Waschen und Reinigen)

Die herausgelösten Bilder werden, wie schon bei der Herstellung, in einem Wasserbad für 15 – 20 Minuten gewässert (gespült), Dabei ist auf etwas Bewegung zu achten. Macht man das in einem Waschbecken, dann sollte der Wasserzufluss gering sein, der Wasserfaden also nur ein paar Millimeter dick sein und sollte mit der Hand die Bilder durch langsames Rühren in Bewegung halten. Wassereinlauf ohne Bewegung bringt nichts.

Ist dieser Spülvorgang beendet, dann füllt man in eine Schale oder Schüssel Wasser ein, ca. 1 cm hoch und gibt einen Tropfen, keinen Spritzer(!), Handspülmittel dazu. Nun legt man je ein einzelnes Bild in dieses Bad, schwenkt es etwas, nimmt es an einer Ecke wieder heraus und lässt an dem senkrecht gehaltenen Blatt das Wasser an der Ecke ablaufen. Dann legt man das nasse Bild auf eine glatte, wasserfeste Unterlage (Glasplatte, Blech, großer flacher Teller, …) mit der Bildseite nach unten und wischt mit einem Schwammtuch das Wasser auf der Bildrückseite und der Umgebung weg. Das nur noch restfeuchte Bild wird nun mit der Bildseite nach oben zum Trocknen auf ein ausgelegtes Handtuch, eine dickere Tischdecke, eine ausgebreitete Tageszeitung oder etwas anderem ausgelegt.

Ältere Schwarz-Weiß oder auch Farb-Bilder wölben sich beim Trocknen nach oben. Moderneres Fotopapier, insbesondere Farbpapier ist beidseitig mit eine dünnen PE-Folie laminiert. Diese Bilder trocknen schneller und wölben sich auf nicht oder nur wenig. Die Wölbungen an Bildern kann man durch vorsichtiges Ziehen über eine abgerundete Tischkante beseitigen.

Die geretteten Bilder nicht in Plastiktütchen packen, weil man nie weiß, ob sie wirklich trocken sind und damit Schimmel droht. Eine Papiertüte, ein großer Papier-Briefumschlag oder ähnliches ist zur Aufbewahrung weit besser geeignet.

Woher beziehe ich meine Weisheit? Jahrzehntelange Dunkelkammerarbeit.

Viel Glück!

Version: 1.01 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 22.07.2021