Magnetische
bzw. magnetisierte Werkzeuge wie Schraubendreher, Pinzetten oder kleine
Zangen können nerven, wenn man kleine Teile, wie Schräubchen, in Löcher
bugsieren muss, diese aber am Werkzeug und nicht im Loch hängen
bleiben. Das kann dann sehr fummelig werden!
Die Magnetisierung kann man entfernen mit elektrischen
Demagnetisierern, die mit Wechselstrom ein magnetisches Wechselfeld
aufbauen und für Preise vom € 70 bis € 300 im Handel für
Uhrmacherwerkzeuge angeboten werden. Für die gelegentliche Benutzung ein
signifikanter Betrag und ein weiteres Gerät steht in der Gegend herum. Auf
YouTube kann
man ein Video finden, in dem die Nutzung einer defekten und zerlegten
Teichpumpe als Gerät zur Entmagnetisierung gezeigt wird. Aber eine
defekte Teichpumpe ist bei mir nicht im Keller.
Es
sollte einfacher gehen. Schon lange verfügbar sind statische Geräte,
die wahlweise eine Magnetisierung und Demagnetisierung erlauben
(sollen). So etwas hatte ich sogar vor langer Zeit schon mal im
Baumarkt gekauft, aber eine Demagnetisierung ist mir damals nicht
gelungen. Im Baumarkt wurde die Fehlfunktion vorgeführt. Man nahm das
Gerät ohne Murren zurück und aus dem Programm, wenn ich den Verkäufer
richtig verstanden habe.
Aber es gibt schlaue Leute: Winfried Müller beschreibt auf seiner Webseite, wie man mit diesem Gerät erfolgreich Schaubenzieher entmagnetisieren kann.
Das machte mir Mut, erneut eines zu erwerben und wirklich: Meine
magnetisierten Werkzeuge sind zur Zeit nicht mehr magnetisch. Der Weg
dahin war mit Nachdenken und Probieren verbunden.
Links das ergänzte Gerät. Es gibt diesen Magnetisierer/Entmagnetisierer
in vielen ähnlichen Ausführungen und zu unterschiedlichen Preisen, aber
alle arbeiten auf dieselbe Weise:
Will man z. B. einen Schraubendreher magnetisieren, so führt man die Klinge einmal oder auch mehrfach durch die untere Öffnung.
Soll die Magnetisierung wieder entfernt werden, dann soll man den Schraubendreher durch die obere Öffnung schieben.
So kurz ist die Gebrauchsanleitung des Herstellers und so wirkungslos,
denn so einfach geht es nicht. Die Funktion der Stufen im oberen Teil
ist nicht beschrieben. Hr. Müller macht das auf seiner Webseite aber
sehr gut: Man muss sich "von oben" nach unten vorarbeiten und immer
wieder auf die verbleibende Magnetisierung prüfen. Wie man sieht, habe
ich mir noch ein paar zusätzliche Stufen aus Pappe aufgeklebt, weil bei
einigen Werkzeugen die obere Gehäusekante noch nicht weit genug "oben"
war.
Als Messgerät für die Magnetisierung dient ein Kompass, der in gutem
Abstand, mindestens 30 cm vom Gerät entfernt auf dem Tisch liegt. Als
Test verschiebt man den Magnetisierer auf dem Tisch, die Kompassnadel
sollte der Bewegung nicht folgen.
Die genaue Vorgehensweise zur Entmagnetisierung:
Man
fängt "oben" an und führt die Klinge einmal über die Auflage. Danach
bringt man die Klinge über den Kompass, quer zur Kompassnadel. Bewegt
sich die Nadel, dann schiebt man die Klinge eine Stufe tiefer über das
Gerät und prüft erneut. Je tiefer man kommt, umso geringer ist die
Reaktion der Kompassnadel. War man zu tief, wird die Reaktion der Nadel
wieder stärker. Das kann man nun nicht zurücknehmen, indem man wieder
höher streicht, nein, man muss einmal wieder durch die untere Öffnung
schieben und erneut magnetisieren. Und dann wieder ganz oben anfangen.
Hat man den Punkt erreicht, an dem die Reaktion der Nadel schwach, aber
noch sichtbar ist, dann kann ein erneutes Schieben oben auf derselben
Höhe wie zuvor diesen Rest noch abschwächen.
Herr Müller benutzt zum Testen Schräubchen, die aber selbst magnetisch sein können und von selbst am Werkzeug haften.
Warum funktioniert das Alles?
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Bild 1:
Links die erste
Untersuchung mit einem Kompass.
Oben die normale Nordausrichtung.
Darunter ist der Magnetisierer neben den Kompass gelegt und um je 90°
gedreht.
Man sieht, dass zu beiden Seiten der Magnetisierungsöffnung
ein Südpol und mitten auf der flachen Seite ein Nordpol liegt
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Bild 2:
Das Bild des magnetischen Felds von der Seite zeigt das Innenleben:
Unter und über der Magnetisierungsöffnung liegt je ein flacher
Stabmagnet. Die Südpole zeigen aufeinander.
Das Feld läuft, bzw. die Feldlinien laufen aus dieser Öffnung heraus.
Ein Analogon wäre ein Hamburger: Drückt man darauf, dann quillt der
Ketchup an allen Seiten heraus. Die Punkte in der Mitte sind Stäbchen
aus Eisenfeilspänen, die wie Pfeile nach oben zeigen.
Die Feldlinien laufen dann um jeden Magneten herum zu dessen Nordpol.
Rechts sieht man die Entmagnetisierungsöffnung. Man sieht die nach rechts abnehmende Intensität des Felds.
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Bild 3:
Hier
der Blick auf die Seite, im oberen Bild "oben". Auch hier wieder in der
Mitte die Stäbchen aus Eisenfeilspänen und nach rechts das abnehmende
Magnetfeld.
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Zieht man eine Klinge durch die Magnetiserungsöffnung, in Bild 3
also von unten nach oben und wieder zurück, dann ordnen sich die
Elementarmagneten in der Klinge beim Herausziehen alle mit ihrem
Nordpol nach "oben", die Klinge ist magnetisch. Da aber die
Remanenzeigenschaften von "normalem" Stahl nur einen Teil des
aufgebrachten magnetischen Felds speichern können, ist der Magnetismus
der Klinge kleiner als der Magneten im Magnetisierer.
Zum Entmagnetisieren muss man ein entgegen-gerichtetes Feld mit einer
im Betrag gleichen Stärke aufbringen. Das geschieht in Bild 2 bzw. Bild
3 rechts. Ganz außen ist das Feld am schwächsten. Von dort muss man
sich in Richtung des stärker werdenden Felds nach links vortasten, bis
man die passende Stärke zum Aufheben der vorhandenen Magnetisierung
erreicht hat.
Die Einschränkungen:
Die Entmagnetisierung kann nicht für "Stückgut" vorgenommen werden. Zum Entmagnetisieren von Schräubchen, Muttern, Stiften u. a. Kleinzeug oder ganzen Uhrwerken ist er nicht geeignet.
Und noch ein Ratschlag:
Magneten sollte man eigentlich unter Verschluss halten, denn man hat
schnell irgendwelche Metallteile magnetisiert, ohne es zu
beabsichtigen. Ein Klack reicht und ein Stahlteil ist magnetisch
infiziert. Und das wird weitergegeben.
Aber was
heißt: Unter Verschluss? Besser: Auf Abstand! Dieser Magnetisierer mit
seinen starken Magneten wird zur Aufbewahrung in eine Teedose verbannt
mit Styroporklötzchen als Abstandshalter.
Nach einigen Jahren reichte es doch nicht mehr, kleine
Schraubendreher,
Stahlpinzetten und andere feine Werkzeuge zu entmagnetisieren. Man kann
dieses Ding, mit längerer Erfahrung, auch als Produkt einer
Rosstäuscherei bezeichnen. Denn es bleibt lästig,
wenn man an kleinen Uhren herumschraubt und die Schräubchen immer an
Pinzette oder Schraubendreher hängen bleiben.
Es musste etwas besseres
her: Ein elektrisches Entmagnetisiergerät im Eigenbau!